BUCHBESPRECHUNGEN
im Jahr 2002
(Abb.: N. N.)
Rezensionen von Martin Banger
„Das Fest des Ziegenbocks“
von Mario Vargas Llosa
Als Urania Cabral nach langen New Yorker Exil-Jahren nach Santo Domingo zurückkehrt, auf die Insel, die sie nie wieder betreten wollte, findet sie ihren Vater stumm und im Rollstuhl vor. Der einstige Senats-Präsident und Günstling des Diktators blickt sie auf ihre schweren Vorwürfe nur starr an, und Urania bleibt allein mit ihren Erinnerungen an die Zeit der Willkür und an ein ungeheuerliches Geschehen: Im Jahr 1961 herrscht in der dominikanischen Hauptstadt ein Mann, mit absoluter Macht über drei Millionen Untertanen, nackte Gewalt ausübend. Urania's Vater war nur eine Schachfigur im perfiden Spiel des Diktators. Während der ‚große Wohltäter‘, der fast das ganze Land in seinen persönlichen Besitz gebracht hat, Militär, Kirche, amerikanische Botschaft im Schach zu halten vermeint, sind seine Attentäter längst unterwegs – ohne ihrerseits zu ahnen, dass in ihrem Rücken ein Machtwechsel im Gange ist.
Im Zentrum von Vargas Llosa's Roman steht die nur allzu reale Gestalt des General Leonidas Trujillo, genannt ‚Der Ziegenbock‘.
Mario Vargas Llosa: Das Fest des Ziegenbocks.
Suhrkamp, 538 Seiten, 49,80 DM.
„Das Manuskript“
von Marianne Macdonald
Dido Hoare – eine sympathische Antiquarin um die 30 mit einem starken Charakter und einer Schwäche für gutaussehende Männer – ist mitten in der Nacht mit ihrem alten „Volvo“ auf dem Heimweg nach London, als sie merkt, dass sie offensichtlich verfolgt wird. Erst auf der Autobahn kann sie den unheimlichen Wagen abhängen. Ein paar angetrunkene Jugendliche, die sich einen Spaß machen wollten, denkt Dido. Am nächsten Tag jedoch erhält ihr Vater Barnabas, ein pensionierter Anglistik-Professor, einen Drohbrief. Kurz darauf wird in Dido's Laden eingebrochen und alles durchwühlt. Dido versteht die Welt nicht mehr. Was will man bloß von ihr? Barnabas ist sich sicher, dass Dido's windiger Exmann hinter den Vorfällen steckt. Doch dann passiert ein schrecklicher Unfall.
Marianne Macdonald: Das Manuskript.
List, 350 Seiten, 13,00 €.
„Denn verschwiegen ist die Nacht“
von Faye Kellerman
Sie war einmal eine Schönheit. Jetzt liegt die verstümmelte Leiche des Show-Girls irgendwo in der Wüste bei Las Vegas. Es ist ein äußerst brutal begangener Mord, der selbst Detective Sergeant Romulus Poe erschreckt, obwohl der langjährige Polizist die Schattenseiten der glitzernden Neonwelt von Las Vegas nur allzu gut kennt. Noch erschreckender aber ist die Tatsache, dass die ersten Hinweise zu einem anderen Fall führen, der 25 Jahre zurückliegt: Der Tatverdächtige damals tötete sich selbst. Zusammen mit seinem Team, dem lebenslustigen Detective Steve Jensen, der Polizei-Anfängerin Patricia Deluca und der Pathologin Rukmani Kali ermittelt Romulus Poe in der Gegenwart und in der Vergangenheit. Bald geschieht noch ein Mord und plötzlich wird aus der Suche nach einem unspektakulären Mörder eine Großfahndung nach einem seit Jahrzehnten aktiven Serienkiller. Die Spur führt in die Wüste: zu den alten Atombomben-Testgebieten, in eine kleine verlassene Geister-Stadt, zu den Navajo-lndianern – und zu einer guten alten Freundin Poes.
Faye Kellerman: Denn verschwiegen ist die Nacht.
BTB; 540 Seiten, 11,00 €.
„Der Anarchist von Chicago“
von Jürgen Alberts
Wer am 4. Mai 1886 die Bombe auf dem Haymarket von Chicago warf, ist nie geklärt worden. Sie detonierte gegen Ende einer friedlichen Demonstration für den Acht-Stunden-Tag. Acht führende Anarchisten wurden verhaftet, vier von ihnen zum Tode verurteilt. Schon einige Jahre später war klar, dass es sich um einen Justiz-Irrtum handelte. Soweit die historischen Ereignisse, vor deren Hintergrund Jürgen Alberts die Geschichte des Attentäters entwickelt. Die Wege des Idealisten und Schustergesellen Karl Schasler aus Regensburg führen in die anarchistischen Zirkel Europas. Er trifft Bakunin, landet in der Pariser Kommune. Dann wandert er nach Amerika aus, schlägt sich durch und beginnt schließlich, im Hinterstübchen seines Devotionalien-Ladens Bomben zu basteln. Als die Polizei wieder einmal gewaltsam gegen Arbeiter vorgeht, wirft er die Bombe, taucht unter – und erkennt bald, dass er einen verhängnisvollen Fehler begangen hat.
Jürgen Alberts: Der Anarchist von Chicago.
Steidl, 440 Seiten, 12,50 €.
„Der Dieb der süßen Dinge“
von Andrea Camilleri
„Der Dieb der süßen Dinge“ ist der dritte Fall des inzwischen berühmten Commissario Montalbano. Diesmal geschehen in Vigata, einem malerischen Städtchen an der sizilianischen Küste, nicht nur zwei Morde, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben – ein Dieb versetzt den Ort und Cornmissario Montalbano in Aufregung. Denn der Dieb der süßen Dinge führt ihn auf die Spur der geheimnisvollen, schönen Tunesierin Karima, beansprucht all seine kriminalistischen Fähigkeiten und verführt ihn zu einem folgenschweren Versprechen. Andrea Camilleri's vielfach ausgezeichnetes literarisches Werk hat ihm mittlerweile auch in Deutschland eine große Fan-Gemeinde beschert – sein sizilianischer Commissario Salvo Montalbano avancierte zu einer regelrechten Kultfigur.
Andrea Camilleri: Der Dieb der süßen Dinge.
Lübbe, 320 Seiten, 16,90 DM.
„Der Museumsmörder“
von Earlene Fowler
Benni Harper, Ex-Cowgirl mit einer Vorliebe für edle Quiltdecken, muss noch einmal ganz von vorne anfangen. Nach dem tragischen Unfalltod ihres Mannes verlässt sie ihre Ranch und übernimmt in dem kleinen kalifornischen Küstenort San Celina die Leitung des Volkskundemuseums. Doch schon bei ihrer ersten Ausstellung gerät sie in schwere Turbulenzen. Die attraktive junge Töpferin Marla wird im Museum brutal erstochen, und Benni sieht verblüfft ihre Kusine Rita in Marla's Wagen vom Tatort verschwinden. Gabe Ortiz, der Polizeichef von San Celina, ist entschlossen, auf die Hilfe der kleinen, forschen Frau mit dem wirren Lockenhaar zu verzichten. Doch Benni lässt sich nicht aufhalten. Nach und nach stößt sie bei ihren eigenwilligen Nachforschungen auf alte Familiengeheimnisse, bizarre Lügengespinste – und darauf, was an jenem Abend, als ihr Mann Jack ums Leben kam, wirklich geschah ...
Earlene Fowler: Der Museumsmörder.
BTB, 290 Seiten, 9,00 €.
„Der veränderte Blick“
von Patrick Trevor-Roper
Über den Einfluss von Sehfehlern auf Kunst und Charakter
Das Sehvermögen ist der am höchsten entwickelte menschliche Sinn, derjenige, mit dessen Hilfe wir uns in erster Linie orientieren. Das ist ein Ergebnis der Evolution und gilt im visuellen Zeitalter mehr denn je. Was bedeutet es für die Kunst, wenn das Sehvermögen beeinträchtigt ist oder sich verändert? Rembrandt und Tizian litten unter Altersweitsichtigkeit: Ist das der Grund dafür, dass in ihren späten Werken die Details mehr und mehr verschwimmen? Als Claude Monet im Alter eine Brille bekam, legte er sie bald wieder beiseite: So wolle er die Welt eigentlich gar nicht sehen. Sind Rodin's Skulpturen von seinem Astigmatismus beeinflusst? Hat eingeschränktes Sehen Auswirkungen auf die Bildsprache und Farbsymbolik von Dichtern? Goethe zum Beispiel trug seine Brille selten, obwohl er stark kurzsichtig war, James Joyce musste zahlreiche Augenoperationen über sich ergehen lassen. Kann man John Constable's Vorliebe für herbstliche Töne als Ergebnis seiner Farbenblindheit werten? Welchen Einfluss haben psychische Erkrankungen auf die Sichtweise und Sehgewohnheiten?
Dem Augenarzt und Kunstkenner Patrick Trevor-Roper gelingt es, diese in der Fachwelt diskutierten Zusammenhänge samt ihren physiologischen Grundlagen für eine größere Leserschaft einleuchtend darzustellen und im wahrsten Sinne des Wortes anschaulich zu machen.
Patrick Trevor-Roper: Der veränderte Blick.
DTV, 235 Seiten, 39,00 DM.
„Die Fakultät“
von Pablo De Santis
Homero Brocca ist ein genialer Schriftsteller. Niemand hat ihn je gesehen, nirgends gibt es Bücher von ihm. Seine Texte existieren nur in unendlichen Varianten. Als der junge Esteban Miro seine erste wissenschaftliche Stelle im labyrinthischen alten Fakultätsgebäude antritt, in dem nur noch obskure Institute ihr Dasein fristen, ahnt er noch nicht, dass er in einen gnadenlosen Kampf um den seltsamen Autor hineingezogen wird. Die wissenschaftlichen Gralshüter von Brocca's möglicherweise gar nicht existenten Werken schrecken vor nichts zurück. Das Verhältnis zwischen Literatur und Leben, Fiktion und Realität wird immer unentwirrbarer.
Pablo De Santis: Die Fakultät.
Unionsverlag, 192 Seiten, 16,80 €.
„Die Toten vom Karst“
von Veit Heinichen
Kommissar Laurenti hat mehr Arbeit als genug. Immer mehr Rechtsradikale versammeln sich in Triest, und sogar Laurenti's Sohn wird in deren Nähe gesehen. Und dann fliegt ein Haus in die Luft, ein Mord wird gemeldet, der möglicherweise in Zusammenhang steht mit einer Schmugglerbande, die ihre Ware nachts auf dem Meer in Empfang nimmt, alte Rechnungen aus der Nachkriegszeit werden blutig beglichen. Für Laurenti, der aus dem Süden kommt, ist es schwer, die ethnischen Zusammenhänge zu durchschauen, das explosive Gemisch aus Slowenen, Kroaten, Italienern, aus eifernden Nationalisten und alten Kommunisten. Erst als im Karst ein schrecklicher Ritualmord passiert, fügt sich das Puzzle zusammen.
Veit Heinichen's zweiter Roman über die Hafenstadt an der Adria, die zum Schauplatz krimineller Machenschaften zwischen Ost und West geworden ist, bezieht seine Spannung aus authentischer Beschreibung gegenwärtiger Auseinandersetzungen, deren Wurzeln tief in der Geschichte verankert sind.
Veit Heinichen: Die Toten vom Karst.
Zsolnay, 368 Seiten, 19,90 €.
„Ein glücklicher Ort“
von Caroline Carver
Kaum ist die Journalistin India Kane in dem gottverlassenen Nest Blood Junction mitten im australischen Busch angekommen, wird ihre Freundin Lauren erschossen aufgefunden. Und als man India auch noch den Mord an einem jungen Polizisten anhängt, sieht es wirklich finster aus für sie. Gegen Kaution wieder auf freiem Fuß, macht sich die eigensinnige India daran, die Wahrheit aufzudecken. Dauernd auf der Flacht vor dem Mob, der sie Iynchen will, stößt sie auf einen monströsen Plan. Und die Vergangenheit wirft lange Schatten: Vierzig Jahre zuvor ist in der kleinen Stadt, von den Ureinwohnern „Cooinda“ (glücklicher Ort) genannt, eine ganze Aboriginee-Familie ausgelöscht worden.
Caroline Carver: Ein glücklicher Ort.
Droemer, 350 Seiten, 19,90 €.
„Ein wirklich netter Typ“
von Jason Starr
Tommy Russo ist 32, und sein Traum, ein berühmter Schauspieler zu werden, verblasst zusehends; seine Tage verbringt er mit Wetten bei Pferde- und Hunderennen, nachts arbeitet er als Rausschmeißer in einer Bar in Manhattan. Als sich ihm die Gelegenheit bietet, einer von fünf Besitzern eines jungen Rennpferds zu werden, will Tommy diese Chance unbedingt ergreifen. Auf einmal hat er einen neuen Traum: ein berühmter Rennpferdbesitzer zu werden und auf der Bahn von Hollywood Park die Siege seiner Galopper zu feiern! Da gibt es nur ein kleines Problem: Er braucht zehntausend Dollar, um Mitglied der Besitzergemeinschaft zu werden. Was mit Notlügen und kleinen Diebstählen beginnt, führt bald zum völligen Realitätsverlust.
Jason Starr: Ein wirklich netter Typ.
Diogenes, 283 Seiten, 19,90 €.
„Futter fürs Volk“
von Volker Angres, Claus-Peter Hutter und Lutz Ribbe
Es ist kein Zufall, dass uns jahrelang BSE-verseuchtes Rindfleisch aufgetischt wurde. Schon morgen kann die Milch verpestet sein oder das Schweinefleisch, der Fisch oder das Geflügel. Denn oft genug serviert man uns den letzten Dreck – Hauptsache billig, Hauptsache essbar. Wie es so weit kommen konnte, dass nicht Lebensmittel auf unseren Tisch kommen, sondern eine Art Restmüll, das zeigt dieser Report aus der Unterwelt von Lebensmittel-Industrie, Agrarpolitik und industrialisierter Landwirtschaft. Diese drei sorgen nämlich in einer unheimlichen Allianz dafür, dass in der Fischpfanne etwas anderes drin ist als nur Fisch und im Schweinebraten etwas anderes als nur Schwein, vom Rinder-Steak ganz zu schweigen. Wie BSE zur Seuche werden konnte, das decken die Autoren ebenso auf wie eine ganze Reihe weiterer Missstände – bis hin zu der Tatsache, dass in den Supermärkten rund 30.000 nicht gekennzeichnete gentechnisch manipulierte Lebensmittel erhältlich sind, denen wir kaum entgehen können. Schneller, billiger, schlechter – auf diesen Nenner lässt sich bringen, was die Lebensmittelindustrie uns auftischt.
Weil die Autoren meinen, das muss nicht sein, bietet dieses Buch auch Verbraucher-Tipps: vom richtigen Einkaufen über die Grundregeln einer gesunden Ernährung bis zu über 700 wichtigen Adressen. Das Handbuch für alle, die wissen wollen, wie man sich heute trotzdem noch gut und gesund ernähren kann.
Volker Angres / Claus-Peter Hutter / Lutz Ribbe: Futter fürs Volk.
Droemer, 400 Seiten, 36,90 DM.
„Geld oder Die Kunst, aus dem Vollen zu schöpfen“
von Ulla Sebastian
Die meisten Menschen klagen darüber, nie genug Geld zu haben und machen äußere Faktoren dafür verantwortlich. Unsere Beziehung zu Geld hat jedoch immer auch etwas mit unserer inneren Einstellung zu tun. Oft stehen wir uns bei der Verwirklichung unserer Träume selbst im Weg. Anschaulich führt Ulla Sebastianvor, wie wir unsere unbewussten Gefühle, unsere Überzeugungen, lebensgeschichtlichen Prägungen und Glaubenssätze im Hinblick auf Geld erkennen und neu definieren können. Dieses Buch zeigt anhand praktischer Beispiele und Anleitungen, wie wir ein bewussteres Verhältnis zu Geld herstellen, gezielt Blockaden und negative Programmierungen bearbeiten können, um schließlich inneren und äußeren Wohlstand in unserem Leben zu schaffen.
Ulla Sebastian: Geld oder Die Kunst, aus dem Vollen zu schöpfen.
Verlag Walter, 180 Seiten, 29,80 DM.
„Gewinnen gegen Goliath“
von Debra K. Traverso
Als David Goliath in der biblischen Geschichte gegenüber stand, verdankte er es seiner geschickten Strategie, den übermächtigen Gegner zu bezwingen. Genauso wie David sehen sich heute zahllose Unternehmer der Konkurrenz übermächtiger Konzerne ausgeliefert – Wettbewerber, die reicher, etablierter und bekannter sind.
In ihrem neuen Ratgeber zeigt Debra K. Traverso, wie man sich der Konkurrenz der Großen erfolgreich stellt. Allen, die ein kleines Geschäft besitzen, führen, beraten oder gründen wollen, liefert sie wertvolle Tipps zur Akquisition von Kunden und zur geschickten Positionierung des Unternehmens. Der Schlüssel liegt darin, so Traverso, ein Image aufzubauen, das Kompetenz, Erfahrung, Verlässlichkeit und Beständigkeit ausdrückt. Von der Wahl des Namens und des Geschäftssitzes bis zu kleinen Tricks, wie man mit preiswerter IT-Technologie ein professionelles Unternehmensbild erzeugt, vom Finden der einträglichen Produkt- und Kundennischen bis zum zielgruppenorientierten Marketing vereint Gewinnen gegen Goliath praxisnahe Instrumente, mit denen motivierte Kleinunternehmer die Goliaths auf dem Markt überlisten können.
Debra K. Traverso: Gewinnen gegen Goliath.
Eichborn Verlag; 223 Seiten, 19,90 €.
„Hundstage – Wolfsnächte“
von Walter Wolter
Bruno Schmidt ist am Ende. Der Ex-Profiboxer, Ex-Privatdetektiv und Ex-Bodyguard wollte eine junge Prostituierte im Auftrag ihres Vaters aus dem Milieu befreien. Doch die Welt ist ungerecht, Anfälle von Ritterlichkeit werden nicht honoriert. Im Gegenteil: Bruno ist es, der wegen Körperverletzung verklagt wird, und die 4.000 Mark Strafe, die er zu zahlen hat, sind einfach nicht da. In diesem Moment kommt ihm ein neuer Auftrag gerade recht. Eine geheimnisvolle dunkle Schönheit hat seinen Prozess mit großer Aufmerksamkeit als Zuschauerin verfolgt. Sie nimmt Kontakt zu ihm auf und bietet ihm Geld, viel Geld. Dafür soll Bruno ihr Racheengel sein. Als junges Mädchen wurde ihr etwas angetan, das sie nie vergessen konnte. Der Schuldige blieb unbekannt. Nur drei Männer kommen in Frage. Bruno soll sich einen nach dem anderen vornehmen. Doch es kommt anders als erwartet für alle Beteiligten ...
Walter Wolter: Hundstage – Wolfsnächte.
Diogenes, 240 Seiten, 36,00 DM.
„Mond über den Reisfeldern“
von Andrew X. Pham
Mit dem Fahrrad durch Vietnam
Vietnam ist ein Zauberwort in Amerika wie in Europa. Es öffnet die – gelegentlich verklärende – Erinnerung an Rebellion und an die Machtlosigkeit der Mächtigen, entfesselt aber auch den bösen Geist des Mordens auf allen Seiten und der menschenverachtenden Launen der Sieger. Andrew Pham kehrt als amerikanischer Vietnamese in eine fremde Heimat zurück. Er, der als Kind zu jenen Flüchtlingen gehörte, die vor Amerika wie ‚ertrinkende Küchenschaben‘ aus dem Meer gefischt wurden, und in die westliche Welt hineinwuchs, spürt nach dem Selbstmord seiner Schwester schmerzlich den Mangel einer kulturellen Identität. Er fühlt sich selbst als „mat goch“, als verlorene Wurzel, wie die Alten sagen. So macht er sich denn nur mit seinem Fahrrad und wenig Geld auf in jenes Land am Meer, in dem seine Kindheitsbilder verwurzelt sind. Andrew X. Pham ist ein faszinierend vielschichtiger Reise-Bericht gelungen: komisch und schrecklich, anrührend und ironisch, mit den poetischen Bildern Asiens und messerscharf im illusionslosen Blick auf den Westen.
Andrew X. Pham wurde 1967 in Saigon geboren und floh 1977 mit seiner Familie aus Süd-Vietnam nach Amerika. Der gelernte Ingenieur lebt heute als Autor in Portiand / Oregon.
Andrew X. Pham: Mond über den Reisfeldern.
Goldmann, 416 Seilen, 23,90 €.
„Seafood“
Kochbuch und Lexikon von Fisch und Meeresfrüchten
Der Jubiläumsband zum 20-jährigen Bestehen der „Teubner-Edition“: Das Lexikon gibt einen umfassenden und fundierten Überblick über kulinarisch relevante Fische, Schalen-, Krusten- und Weichtiere – von Aal bis Zwergwels, von Auster bis Zirrenkrake. Brillante Farbfotos sowie detaillierte Beschreibungen ermöglichen eine sichere, schnelle Identifizierung. So ist dieser Band ein idealer Ratgeber für Bestimmung und Einkauf sowie ein unentbehrlicher Wegweiser im manchmal verwirrenden Dickicht der Handelsbezeichnungen. Das Kochbuch zeigt die Bandbreite der kulinarischen Möglichkeiten, die Fisch und Meeresfrüchte bieten. Lassen sich zum einen daraus legendäre Klassiker der Haute-Cuisine zubereiten, so sorgt „Seafood“ zum anderen auch in regional beliebten Spezialitäten für manche kulinarische Überraschung.
Ein ausführlicher küchenpraktischer Teil erläutert den fachgerechten Umgang mit Seafood und verrät Schritt für Schritt professionelle Handgriffe, mit denen man sich die Arbeit erleichtern kann. Nach Gar-Methoden geordnet, erklärt der Rezeptteil inWort und Bild, welche Zubereitung sich für bestimmte Fische, Muscheln oder Krebstiere besonders gut eignet.
Seafood.
Teubner Edition, 448 Seiten, über 1.300 Farbfotos, 49,90 €.
„Waschen, schneiden, umlegen“
von Douglas Lindsay
Barney Thomson ist der meistgesuchte Serien-Killer seiner Zeit – aber eigentlich kann er keiner Fliege was zu Leide tun. Alles war bloß ein Missverständnis: Ihm werden sechs Morde angehängt, vier soll er gemeinsam mit seiner Mutter verübt haben. Aber eigentlich wollte er ihr bloß helfen, die zwei anderen Opfer im Frisör-Salon sind ihm zufällig in die Schere geschlittert. Nun ist Barney auf der Flucht ins schottische Hochland, und es verschlägt ihn in das entlegene Mönchskloster St. Johns. Sehr zu seinem Unglück treibt dort ein echter Serienmörder sein Unwesen. Nach und nach müssen verschiedene Glaubensbrüder ihr Leben lassen. Da zwei der Morde mit Frisör-Werkzeugen verübt wurden, fallt auch hier der Verdacht sofort auf Barney alias Bruder Jacob. Erst als Hauptkommissar Mulholland mit seiner jungen Kollegin Proudfoot den Fall übernimmt, gibt es Hoffnung für Barney ...
Douglas Lindsay: Waschen, schneiden, umlegen.
Goldmann, 412 Seiten, 17,00 DM.
Geändert: 10 / 2020