BUCHBESPRECHUNGEN
im Jahr 2001
(Abb.: N. N.)
Rezensionen von Martin Banger
„Astrologie – was ist das eigentlich?“
von Martin A. Banger
Monatlich erscheinen neue Titel zum Thema „Astrologie“. Gerade die Fülle an Veröffentlichungen macht den Einstieg in das Thema für Interessierte aber sehr schwierig. Wer sich zunächst allgemein über die Astrologie informieren will, ohne gleich Berechnungs-Techniken zu erlernen, muss lange nach geeigneter Literatur suchen. Wer erste Deutungsschritte lernen möchte, ist genauso überfordert. Werke für Einsteiger gibt es nur wenige, und die trennen nur selten Wesentliches von Unwesentlichem. „Astrologie – Was ist das eigentlich?“ füllt diese Lücke und wendet sich in erster Linie an den Laien. Der Leser findet darin einen Überblick über die Entwicklung der westlichen Astrologie, Zusammenhänge, die zum Teil wenig bekannt sind und Hintergründe, die in astrologischen Ratgebern oft fehlen. Wer einen Astrologen aufsucht, nimmt meist eine Fülle wichtiger Erkenntnisse für sich mit. Da es den Rahmen einer Beratung überschreitet, zu erklären, wie Astrologie funktioniert, versteht jedoch kaum jemand, wie der Astrologe zu seinen Aussagen kommt.
Das Wertvollste, das die Astrologie neben all ihren Deutungs- und Prognose-Techniken zu bieten hat, ist ihre ganz eigene Weise, zu Schlüssen zu kommen – eine Sicht, die sich von allem unterscheidet, was die Naturwissenschaften in dieser Hinsicht zu bieten haben. Der erste Teil des Buches klärt, was Astrologie ist und wieso sie funktioniert. Dabei wird auf häufig gestellte Fragen und weitverbreitete Vorurteile eingegangen. Im zweiten Teil findet der Leser eine kurze Einführung in die astrologische Deutung. Wer tiefer einsteigen will, bekommt einen Weg zur Horoskop-Deutung aufgezeigt, die sich in der Praxis bewährt hat.
Martin A. Banger: Astrologie – was ist das eigentlich?
Iris, 123 Seiten, 19,80 DM.
„Beinarbeit“
von Katy Munger
In Casey Jones' Vergangenheit gibt es einen dunklen Punkt: Weil sie im Gefängnis saß, wird sie nie eine Lizenz als Privatdetektivin bekommen. Also muss sie das Grobe für Bobby Dee erledigen, der allerdings viel zu fett, faul und gefräßig ist, um aus seinem Stuhl aufzustehen. Casey dagegen ist gut in Form: 80 Kilo Muskeln, ein rasiermesserscharfer Verstand und ein waffenschein-pflichtiges Mundwerk. All das braucht sie in ihrem Job als Bodyguard für eine Politikerin dringend: Ihre Klientin wird des Mordes verdächtigt. Und in den Südstaaten sind zwar die Manieren fein, aber der Wahlkampf ist unerbittlich.
Katy Munger: Beinarbeit.
Unionsverlag, 284 Seiten, 16,90 DM.
„Bluthunde“
von Don DeLilio
Im nächtlichen Manhattan wird die Leiche eines Mannes in Frauenkleidern gefunden. Wie sich herausstellt, gehörte auch er zu dem Reigen undurchsichtiger Figuren, die alle ein Ziel verbindet: Sie sind auf der Jagd nach einem verschollenen Film pornographischer Natur, der angeblich im Führer-Bunker des Dritten Reiches gedreht wurde. Niemand weiß so genau, ob diese Rolle existiert. Aber sie wäre ein Vermögen wert.
Don DeLilio's früher Kult-Roman erstmals im Taschenbuch ...
Don DeLilio: Bluthunde.
Goldmann, 286 Seiten, 14,90 DM.
„Der Prokurator von San Marco“
von Don DeLilio
Venedig 1797: Antonio Dolfin, Spross einer alten Adelsfamilie, hat sich während seiner Lehrjahre im diplomatischen Dienst nicht mit Ruhm bekleckert. Unbekümmert hat er sich mit Kreisen eingelassen, die von den verruchten freigeistigen Schriften der Franzosen beeinflusst waren und sogar ein Verhältnis mit der Frau des französischen Botschafters in Konstantinopel begonnen.Als er des Landesverrats angeklagt mit dem Schiff in Venedig einläuft, steht Napoleon mit seinen Truppen auf dem Festland. Doch zu seiner Verwunderung denkt niemand daran, ihn vor Gericht zu stellen, sondern jeder möchte ihn auf seine Seite ziehen. Langsam wird deutlich, dass alle Welt glaubt, Dolfin wisse von einem riesigen Schatz. Bilderrätsel werden ihm zugespielt, und der junge Mann erkennt, dass hinter ihnen der Prokurator von San Marco steckt, sein Lehrmeister. Sollte er doch noch eine Chance bekommen, sein Fehlverhalten wieder gutzumachen und die Lagunenstadt zu retten?
Lapo Sagramoso: Der Prokurator von San Marco.
Lübbe, 351 Seiten, 14,90 DM.
Der Teufelsvogel des Salomon Idler“
von Peter Dempf
Augsburg im Dreißigjährigen Krieg. Der Schuster Salomon Idler erhält von einem fremden Magister den Auftrag, eine Lederhülle für ein verschnürtes Manuskript zu nähen. Als der Auftraggeber nicht wieder auftaucht, öffnet Idler das Bündel und entdeckt die Pläne zu einer Flugmaschine. Idler erkennt, dass sie als Waffe kriegsentscheidend sein könnte, behält die Papiere aber, weil ihn der Traum vom Fliegen fasziniert. Der schwedische Stadthauptmann Stiema, der mit seinen Truppen Augsburg belagert, und die Agenten der kaiserlich-katholischen Heere waren den geheimnisvollen Zeichnungen bereits auf der Spur und beginnen sich nun für den Schuster zu interessieren. Idler fangt in einem Versteck mit dem Bau des Fluggerätes an und manövriert sich damit zwischen die Kriegsparteien. Als sein Haus durchsucht und verwüstet und seine Frau misshandelt wird, taucht er unter und flieht in die Obhut der Augsburger Bettler, die ihn vor seinen Verfolgern verbergen. Die Lebensbedingungen in Augsburg werden unterdessen immer schwieriger. Die Pest wütet in der Stadt und auch die Belagerung macht die Versorgungslage immer schwieriger. Als Idler seine ersten Flugmodelle von einem Kirchturm gleiten lässt, verursacht er einen Aufruhr unter den verängstigten Stadtbewohnern.
Peter Dempf: Der Teufelsvogel des Salomon Idler.
Eichborn; 39,80 DM.
„Die blutroten Tomaten der Rosalia Morales“
von Dietmar Schönherr
Welch Überraschung für Chele, den Europäer, Ehrenbürger von Granada, als er sich von einem Tag auf den anderen im Gefängnis wiederfindet. Und das ganze nur, weil Rosalia, eine energische Marktfrau, mit gezielten Schüssen Überreifer Tomaten, Mangos und Papayas Caccorro, den zwar nicht gewählten, aber doch vom Staatsminister korrekt ernannten Bürgermeister der Stadt, in eine peinliche Situation brachte. Für Chele, der als unbeteiligter Zuschauer die Gemüseschlacht mit herzlichem Lachen quittierte, folgte die Strafe auf den Fuß: Gefängnis. Die Anklage lautet auf öffentliche Ruhestörung und Verächtlichmachung einer Amtsperson, des Bürgermeisters von Granada.
In seinem Roman „Die blutroten Tomaten der Rosalia Morales“ erzählt Dietmar Schönherr in einer bilderreichen Sprache die Geschichte von Chele, der sichmit seinem ebenso belesenen wie gewitzten Gefängniswärter Amado die Zeit bis zum Prozess mit dem Erzählen von Geschichten vertreibt. Dietmar Schönherr, seit über 50 Jahren Schauspieler auf Bühne, TV und Kino-Leinwand tätig, entdeckte 1985 seine Liebe für Nicaragua. Seitdem ist er dort in mehreren Entwicklungshilfe-Projekten aktiv.
Dietmar Schönherr: Die blutroten Tomaten der Rosalia Morales.
Eichborn Verlag, 125 Seiten, 32,00 DM.
„Die Reise des Sonnengottes“
von Susan Llewellyn
Ägypten zur Zeit des dritten Ramses: Das einst so strahlende und übermächtige Reich am Nil wird von vielen Seiten bedroht. Skrupellose Nomaden gefährden durch Überfälle auf Karawanen und die königliche Flotte den wirtschaftlichen Bestand des Reiches. Eine innere Opposition gruppiertsich um den Sohn des regierenden Pharaos, der es kaum erwarten kann, seinen Vater in der Regierung abzulösen. Ramses III. sucht sein Heil in der Ehe: Er heiratet Hattusha, die junge und schöne Tochter des Hethiterkönigs. Diese Ehe soll einen politischen Bund besiegeln und Ägyptens Zukunft sichern. Doch Hattusha, die in ihrer neuen Heimat den Namen Khanefrues erhält, kann sich mit Ramses dem alten gebrochenen Mann, nicht anfreunden. Beistand erfährt sie vor allem von Seiten Ahmoses, eines tapferen Kriegers, der die junge Braut mit den Sitten und Gebräuchen Agyptens vertraut machen soll. Aber der Hofstaat und die zahlreichen Frauen des Pharaos blicken mit Argwohn auf die Prinzessin, denn mit der Geburt eines männlichen Nachkommen würde unweigerlich ein Kampf um die Thronfolge entfesselt werden.
Susan Llewellyn: Die Reise des Sonnengottes.
Lübbe, 559 Seiten, 16,90 DM.
„Die Synchronoptische Weltgeschichte“
von Arno Peters
Der seltsame Titel sagt, was dieses Monumentalwerk von allen anderen Geschichtswerken unterscheidet: Der Bremer Professor Peters wollte die Gleichzeitigkeit und die Folge von Geschichts-Ereignissen sichtbar machen. Peters suchte und fand eine neue Art der Geschichtsschreibung: Analog zur Landkarte erfand er die Zeitkarte. Auf großen Tableaus lässt sich jeweils ein ganzes Jahrhundert übersehen und jedes historische Geschehen seiner Zeit zuordnen. So, wie sich in einem Atlas die Erdoberfläche überblicken lässt, wird hier die Weltgeschichte in ihren Abläufen und Zusammenhängen dargestellt. Aktualisiert bis zum Internet. Parallel zueinander und farbkodiert laufen Ereignisse aus Wirtschaft, Geistesleben, Religion, aus Kriegen und Revolutionen ab. Man sieht die Struktur der Zeit, so wie man mit einer Landkarte auf einen Blick die Strukturen von Ländern und Kontinenten erkennt. Ein Indexband erschließt und vertieft die Informationen des Zeitatlas'. Hier finden Sie auf rund 1.200 Spalten rund 10.000 Biografien.
Arno Peters: Die Synchronoptische Weltgeschichte.
Zweitausendeins, 403 Seiten, 99,00 DM.
„Die vier letzten Dinge“
von Andrew Taylor
Die kleine Lucy Appleyard wird an einem kalten Winternachmittag aus dem Haus ihrer Tagesmutter entführt, und damit beginnt ein Alptraum für ihre Eltern – Michael, den Polizisten, gegen den ein Disziplinarverfahren ansteht, und Sally, die gerade in einer der gewalttätigsten Gegenden von London eine Pfarrstelle angetreten hat. Als die ersten grässlichen Funde gemacht werden – auf einem Friedhof, in einer Kirche -, wird klar, dass es sich um Botschaften handelt, die sich auf Lucy beziehen. Doch erst nach und nach stellt sich heraus, dass sie einen Hinweis auf die Eschatologie enthalten, die Lehre von den vier letzten Dingen: Tod und Gericht, Himmel und Hölle. Die Polizei weiß nicht mehr weiter, nun ist der Rat der Theologen gefragt – zum Beispiel der von David Byfield, Michael's Pate, dem der junge Polizist in dieser entsetzlichen Situation mehr vertraut als seiner Frau.
Andrew Taylor's packender Psycho-Krimi beschreibt das Denken und das Verhalten ganz gewöhnlicher Menschen in außergewöhnlichen Situationen.
Andrew Taylor: Die vier letzten Dinge.
Zsolnay, 363 Seiten, 39,80 DM.
„Echnaton“
von Nağib Machfus
In der Rede zur Verleihung des Nobelpreises nannte Machfus sich einen Abkömmling auch der pharaonischen Zivilisation. In diesem Roman wendet er sich dem Alten Ägypten zu. Wenige Jahrzehnte nach Echnaton's Tod geht der junge Historiker Merimun auf die Suche nach der Wahrheit. Er befragt 14 Zeitzeugen nach ihren Erlebnissen: Generäle, Priester, Künstler, enge Vertraute und Familienmitglieder erzählen ihm ihre Geschichte. Nach Echnaton's Sturz und der Niederlage der Utopie stehen in ihren Berichten Hass und stille Bewunderung dicht nebeneinander. Zuletzt dringt Merimun auch zu Nofretete vor. Von den neuen Machthabern in einem zerfallenen Palast eingesperrt, wird sie sich des Verrats an ihrer großen Liebe bewusst.
Nağib Machfus gehört zu den bedeutendsten arabischen Autoren der Gegenwart. 1988 wurde ihm der „Nobelpreis für Literatur“ verliehen.
Nağib Machfus: Echnaton.
Unionsverlag, 189 Seiten, 16.90 DM.
„Erling's Fall“
von Ketil Bjørnstad
Amtsrichter Erling Fall hatte den Boden unter den Füßen verloren, als Merete ihn nach zwölf Jahren Ehe verließ. Erling gab sich, von Merete wegen Telefon-Terrors angezeigt und von seinem Amtsrichterposten beurlaubt, nur noch seinen Rache-Gedanken hin. Bis sein alter Freund Gudmund Kvaernland auftauchte, ein erfolgreicher Unternehmer. Er nahm ihn mit auf eine Expedition zum Himalaya, anschließend nach Taiwan und machte ihn zum juristischen Berater seines Unternehmens. Auf dem Flug dorthin hatte Erling zum erstenmal geträumt, einen Menschen zu töten, Merete zu töten. Doch als er Frauen kennenlernte, die schöner waren als Merete, und als eine davon, die in Taiwan bekannte Autorin Sophie Lee, ihm nach Paris folgte, schien es, als habe er Merete endlich vergessen. Als auch Sophie ihm zu entgleiten beginnt, tötet Erling wirklich.
Ketil Bjørnstad: Erling's Fall.
Insel, 276 Seiten, 39,80 DM.
„Feilschen Sie um jeden Preis“
von Sven Rohde
Bisher bezahlten wir Deutsche brav den Preis, der auf der Ware stand. Denn Feilschen war gesetzlich verboten. Doch mit dem Fall des Rabattgesetzes wird alles anders: Der ‚Basar Deutschland‘ öffnet seine Pforten. Es gilt, den günstigsten Preis für Waren auszuhandeln. Doch was tun, wenn man nicht jeden Verkäufer um den kleinen Finger wickeln kann? Was ist das Geheimnis eines erfolgreichen Rabattjägers? Charme, Frechheit oder Hartnäckigkeit? Viele Wege können zum Erfolg führen: Sven Rohde zeigt, wie man sich am besten auf ein Verkaufsgespräch vorbereitet, welche Strategien und Argumente man verfolgen und auf welche Taktiken seitens der Verkäufer man sich einstellen sollte, um möglichst hohe Rabatte zu erzielen.
Sven Rohde: Feilschen Sie um jeden Preis.
Ullstein, 233 Seiten, 14,90 DM.
„Food – Die ganze Welt der Lebensmittel“
von Christian Teubner und Alexandra Cappel (Hrsg.)
Gutes Essen fangt bekanntlich bei der Wahl der Zutaten an. Das Angebot an Nahrungsmitteln ist bei uns so groß wie noch nie. Die meisten auf Wochenmärkten, in Feinkostläden und gut sortierten Supermärkten präsentierten Produkte hat der Verbraucher auch irgendwann schon einmal probiert. Von einigen kennt aber sogar der Händler nicht viel mehr als den Namen. Nicht selten stellt sich die Frage, wie das angebotene Produkt überhaupt schmeckt oder welche Art der Verarbeitung hierfür infrage kommt. „Food“ ist ein großformatiges Lexikon für alle kulinarisch wichtigen Produkte und deren Verwendung in der Küche – eine Warenkunde, die die ganze Bandbreite der Lebensmittel aus aller Welt in Wort und Bild abdeckt: Obst und Gemüse, Kräuter und Gewürze, Fisch und Fleisch, Wild und Geflügel, Schinken, Wurst und Käse werden getrennt nach den einzelnen Produktgruppen vorgestellt. Informationen zu Charakteristik und Geschmack der ca. 3.000 Lebensmittel, Hinweise zum Einkauf sowie praktische Tipps für die Zubereitung machen das Buch zu einem fundierten Nachschlagewerk und erstklassigen Einkaufsratgeber für Feinschmecker und Hobby-Köche, die es genauer wissen wollen. Ein aufwendiger Bildband, der zum Staunen, Blättern und Schmökern einlädt.
Christian Teubner und Alexandra Cappel (Hrsg.):
Food – Die ganze Welt der Lebensmittel.
Teubner Edition, 335 Seiten, ca. 3.000 Farbfotos, 98,00 DM.
„Frau Dr. Wolf's Methode“
von Muriel Spark
Psychiaterin Dr. Hildegard Wolf genießt ein gutes Renommee. Mit ihrer Methode, selbst zu reden und die Patienten nur ausnahmsweise zu Wort korrunen zu lassen, hat sie Schule gemacht. Eines Tages erscheint ein Engländer in ihrer Pariser Praxis und behauptet, der verschollene Lord Lucan zu sein – der berühmt-berüchtigte adlige Mörder einer Kinder-Nanny. Das ist für Dr. Wolf an sich nichts, was sie aus der Fassung bringen könnte. Und doch ist sie irritiert: Denn sie hat noch einen zweiten Patienten, der dasselbe von sich behauptet. Ist einer von beiden der echte Lucan? Wenn ja, welcher? Und: Warum wenden sich beide an sie? Vor allem die letzte Frage versetzt sie in Unruhe. Denn Dr. Wolf ist zwar mit allen Wassern gewaschen, doch ihre Weste ist deshalb noch lange nicht rein. Eines ist ihr deshalb schon bald klar: Die beiden Herren wollen sie erpressen. Von nun an halten sich die drei mit List, Witz und Tücke gegenseitig in Schach. Jedes Mittel ist recht, wenn es nur erlaubt, ungestraft davonzukommen.
Muriel Spark: Frau Dr. Wolf's Methode.
Diogenes, 175 Seiten, 32.90 DM.
„Frauen gegen Hitler“
von Martha Schad
Sie waren Pazifistinncn, Publizistinnen, engagierte Politikerinnen, Künstlerinnen, Wissenschaftlerinnen, Studentinnen, Ehefrauen und Mütter, sie gehörten der gehobenen Gesellschaft an oder kamen aus dem Arbeitermilieu: Frauen, die an Hitler's politischen Fähigkeiten zweifelten, die den Mut aufbrachten, ihn und sein Regime zu kritisieren, Verfolgten und Geächteten halfen und dafür aus dem Deutschen Reich ausgewiesen wurden oder aus Furcht um ihr Leben ins Exil gingen, die Berufsverbot erhielten, in Gefängnissen und Konzentrationslagern elendig zugrunde gingen oder unverzüglich zum Tode verurteilt wurden. In ihrem fundiert recherchierten und eindrucksvollen Buch dokumentiert die renommierte Historikerin Martha Schad nicht nur die Biografien bekannter Widerstandskämpferinnen wie Sophie Scholl und Marion Gräfin Dönhoff, sondern es kommen erstmals beeindruckende, einer größeren Öffentlichkeit noch nicht bekannte Frauen zu Wort, die aus den unterschiedlichsten Motiven gegen Hitler in der Öffentlichkeit und im Verborgenen opponierten und damit ein beispielloses Zeugnis von Zivilcourage ablegten.
Martha Schad: Frauen gegen Hitler.
Heyne, 367 Seiten, 43,90 DM.
„Gottes verbotene Worte“
von Alfred Pfabigan
Was die Bibel verschweigt
Wie die Bibel entstanden ist, das weiß keiner so genau. Fest steht nur, daß ihre Herausgeber eine Unmenge von Texten unter den Tisch fallen ließen. Die gnostischen und manichäischen Traditionen wurden ebenso verdrängt wie die Zeugnisse der ‚Volksreligion‘. Dabei waren jene Texte oft einflussreicher als die offizielle Variante.
Pfabigan ediert die Texte, die durch päpstliches Dekret zum Teufelswerk erklärt und in alle Ewigkeit verdammt wurden. Und was da geschrieben steht, unterscheidet sich oft stark von der offiziellen Variante. So hat Abraham in seinen Jugendjahren Götzenbilder auf dem Markt verhökert, Maria's Jungfräulichkeit wurde ausführlich geprüft und Jesus drangsalierte nicht nur seine Spielkameraden, sondern trieb Joseph zur Verzweiflung, bis dieser stöhnte: „Wer soll das Kreuz auf sich nehmen und diesen Knaben erziehen?“ Folgt man dem Evangelium Barnabas, so wurde auch nicht Jesus gekreuzigt, sondern Judas – als Strafe für den Verrat. So überlebte Jesus und sprach, er sei nicht der richtige Messias, der käme später und sein Name sei Mohammed. Spätestens jetzt weiß man, warum die Kirche diese Passagen strikt verboten hatte.
Alfred Pfabigan: Gottes verbotene Worte.
Eichborn, 430 Seiten, 39,80 DM.
„Gut backen – Die besondere Backschule“
und „Gut kochen – Die besondere Kochschule“
von Christian Teubner
Gut kochen und backen zu können – wer will das nicht!? Mit der ansprechend gestalteten Gourmet-Koch- und Backschule aus der „Teubner-Edition“ und etwas Engagement – kein Problem! Allerdings geht's dabei nicht um die richtige Zubereitung allein. Denn gut zu kochen fängt beim Einkauf an. Frische und hochwertige Zutaten sind für eine gute Küche Grundvoraussetzung. Die Warenkunde ist daher eine spannende Pflicht-Lektüre für Anfänger und fortgeschrittene Köche gleichermaßen. Auf die Güte der Zutaten unbedingt zu achten, hat sich auch beim ‚Gut backen‘ bewährt. Man lernt die einzelnen Ingred ienzien kennen und deren Qualität zu prüfen. Backgeheimnisse werden gelüftet: Warum und welche Krem z. B. mit dem Schneebesen besser gelingt als mit der Küchenmaschine; oder warum Biskuit nicht gleich Biskuit ist. Wertvolle technische Tipps kann man leicht in die Praxis umsetzen. Ob Konfekt, Kuchen oder Käsegebäck, ob Plunderteilchen oder Butterkremtorte, in der breiten Rezeptpalette der Gourmet-Backschule findet sich für jede Gelegenheit das passende Gebäck.
Christian Teuber: Gut backen – Die besondere Backschule /
Gut kochen – Die besondere Kochschule.
Teubner Edition, je 384 Seiten, ca. 1.000 Fotos, beide Bände im Geschenk-Schuber zusammen 99,00 DM.
„Isabelle und die Wasser des Teufels“
von Mircea Eliade
Ein junger Mann reist nach Indien, um nach dem Abschluss seiner Doktorarbeit über asiatische Skulpturen seine Studien zu vertiefen. Was zunächst wie der Beginn einer wissenschaftlichen Karriere erscheint, offenbart sich jedoch bald als der Anfang einer zerstörerischen Besessenheit. Die Monate in Indien nutzt der junge Mann zu einem großangelegten Selbstversuch, der nicht nur sein eigenes, sondern auch das Leben anderer aus der Bahn wirft. Die 16-jährige Isabelle und der 19-jährige Tom, die Kinder der Familie, bei der er sich einmietet, üben eine große Anziehungskraft auf ihn aus, die binnen kurzem über eine freundschaftliche Beziehung hinausführt. Die Exerzitien, die der Doktor den beiden und sich auferlegt, schlagen ins Gegenteil um, werden zu Versuchungen und münden schließlich in Verführung und Vergewaltigung. Die künstlerische und wissenschaftliche Kreativität des Doktors beginnt zu schwinden. Auf der Suche nach neuer Inspiration entwickelt er teuflische Pläne, er gibt allen sexuellen und rauschhaften Verlockungen nach und kompensiert seine Unfähigkeit zu schreiben mit dem Versuch, Macht auszuüben.
1930 erschienen, war dies der erste veröffentlichte Roman des Wortführers der rumänischen Existentialisten. Bereits hier wird das zentrale Motiv des bedeutenden Romanciers und Religionswissenschaftlers Eliade offenbar: der Einbruch des Fantastischen in das Alltägliche, des Irrationalen in das Rationale, der Kampf des Dämonischen mit dem Heiligen.
Mircea Eliade: Isabelle und die Wasser des Teufels.
Insel Verlag, 220 Seiten, 38,00 DM.
„Judas“
von Elise Title
Superintendant Natalie Price hat einen Job, bei dem sie sich auf ihre Menschenkenntnis verlassen muss: Als Leiterin von "Horizon House" bereitet sie Schwerverbrecher auf die Haft-Entlassung vor. Sie ist es, die über Urlaub und Freigang entscheidet. Eine Fehleinschätzung kann schlimme Folgen haben. Dean Walsh sitzt bereits seit acht Jahren wegen Vergewaltigung im Gefängnis und hat schon immer seine Unschuld beteuert. Natalie hat keine Bedenken, ihm Freigang zu gewähren. Doch als Natalies beste Freundin Maggie ermordet wird und Dean untertaucht, beginnt sie an sich selbst zu zweifeln: Nicht nur in Dean scheint sie sich geirrt zu haben, auch Maggie führte ein verborgenes Leben, ja nicht einmal Natalies Kollegen und ihr eigener Mann sind, was sie scheinen. Und als Natalie suspendiert wird, ist allein auf Detective Leo Coscarelli Verlass, denn unter all den Verdächtigen und Verrätern befindet sich ein Mörder.
Elise Tille: Judas.
Scherz, 44,90 DM.
„Vergiss die Toten nicht“
von Mary Higgins Clark
Die erfolgreiche New Yorker Kolumnistin Nell McDermott beschließt, für den amerikanischen Kongress zu kandidieren, entbrennt zwischen ihr und ihrem Mann, dem Architekten Adam Cauliff, ein heftiger Streit. Noch ehe sie sich wieder versöhnen können, kommt Adam ums Leben, als seine Yacht explodiert. Adam wird nun im Nachhinein von seinen ehemaligen Geschäfts-Partnern der Schieberei beschuldigt. Nell ist von der Unschuld ihres Mannes überzeugt, und versucht, seinen Ruf zu retten. Sie geht davon aus, dass ihr Mann Opfer eines Bestechungsskandals in der Immobilien-Branche wurde. Stichhaltige Informationen veranlassen sie schließlich, die Ermittlungen auf eigene Faust voranzutreiben. Je weiter sie sich allerdings der Lösung des Falls nähert, desto stärker begibt sie sich auch in Lebensgefahr.
Mary Higgins Clark: Vergiss die Toten nicht.
Heyne, 383 Seiten, 39,80 DM.
„Schwarzbuch Markenfirmen“
von Hans Weiss und Klaus Werner
Markenfirmen wie „Adidas“, „McDonald's“, „Mercedes“, „Nestlé“, „Samsung“ und „Siemens“ setzen die Trends in der Konsum-Industrie. Sie diktieren Mode-Strömungen genauso wie internationale Vereinbarungen. Ihre Konzern-Umsätze übertreffen die Wirtschaftskraft zahlreicher Länder. Ihr Einfluss ist teilweise größer als der von Regierungen und politischen Institutionen. Der Wert einer Marke und damit die Macht der Konzerne misst sich längst nicht mehr am gehandelten Produkt, sondern an dessen Image: „Aspirin“-Hersteller „Bayer“ wirbt mit „Kompetenz und Verantwortung“, „Shell“ rühmt sich für seine ökologische und soziale Vorreiterrolle und „Nike“ sieht sich als ‚Corporate Citizen‘, der liebevoll für die „weltweite ‚Nike‘-Farnilie aus Sportlern, Konsumenten und jenen, die für uns arbeiten“, sorgt. Doch „die für uns arbeiten“, das sind immer öfter Menschen aus den Billiglohn-Ländern in Afrika, Asien, Latein-Amerika und Ost-Europa. Ausbeutung, Zwangs- und Kinderarbeit sind dort an der Tagesordnung. Menschen und Lebensräurne werden vergiftet, Regierungen erpresst, Krisen und bewaffnete Konflikte ungeniert ausgenutzt oder sogar finanziert. Bekannte und beliebte Weltmarken tolerieren Folter, Sklaverei, unerlaubte Medikamentenversuche, Diskriminierung, Tierquälerei, Umweltzerstörung und die Verfolgung von Gewerkschaften und Kritikern. Doch die Autoren wollen nicht nur anprangern, sondern zeigen auch was jeder einzelne von uns tun kann. Längst setzen immer mehr Konsumenten auf ethische Mindeststandards und die Konzerne reagieren empfindlich auf die Stimmung ihrer Kundschaft.
Hans Weiss / Klaus Werner: Schwarzbuch Markenfirmen.
Deuticke, 349 Seiten, 39,90 DM.
„Zwillingspark“
von John Darnton
Als der New Yorker Journalist Jude Harley eines Tages einem Mann gegenübersteht, der genauso aussieht wie er, ist er zwar verblüfft, ahnt jedoch nicht, dass er selbst Teil eines lebensgefährlichen Experiments ist. Denn Skyler, so heißt sein Gegenüber, ist von einer Insel geflohen auf der Kinder und Jugendliche in einer Art wissenschaftlichem Paradies leben. Skyler möchte herausfinden, warum die Insel so hermetisch abgeschirmt wird, und Jude beschließt, ihm bei seinen Nachforschungen zu helfen. Als Jude mehrfach nur knapp einem Anschlag entgeht, ahnen sie, dass sie es mit einem mächtigen Gegner zu tun haben. Auf den Spuren seiner eigenen Biographie entdeckt Jude schließlich Hinweise auf einen Geheimzirkel elitärer Wissenschaftler, die sich den selbstherrlichen Traum von der eigenen Unsterblichkeit zu erfüllen suchen.
John Darnton: Zwillingspark.
Bertelsmann, 509 Seiten, 48,00 DM.
Geändert: 10 / 2020